Mittwoch, 19. Dezember 2012

Die letzten Ereignisse und Abschied von Vaasa

Moi!
Dies wird wahrscheinlich schon der letzte Eintrag sein!!! Und er wird mal wieder ziemlich lang werden, also deckt euch besser schonmal mit Tee und Weihnachtsplätzchen ein :)!
Beim Durchlesen meiner letzten Einträge gerade ist mir aufgefallen, dass ich kurz vor Lappland das letzte Mal geschrieben habe, und das passt ziemlich gut, denn genau da geht's jetzt auch weiter!
Also: Ende November ging es von der Uni aus nach Lappland und das war nochmal ein echtes Highlight!
Nach ca. 12 Stunden Fahrt (wobei wir aber auch 1 Stunde in der Uni von Oulu angehalten haben, um dort in der Mensa Mittag zu essen) sind wir endlich in unserem Hotel in Luosto angekommen. Voll das Luxus-Hotel, mit eigenem Spa-Bereich, suuper Essen, eigenem Club und Skipisten rund ums Hotel (leider zwar nur blaue aber naja). Das ist der Blick von unserem Balkon:
Kurz nach unserer Ankunft gab es Abendessen... richtig lecker! Ein riesiges Buffet und es gab sogar Rentierfleisch! Nach dem Abendessen wollten Otti, Elena und ich und ganz viele andere nochmal rausgehen und nach Nordlichtern gucken. Wir drei haben uns aber von der großen Gruppe abgesetzt und sind einen Weg entlanggegangen, der direkt hinter dem Hotel losging und mitten durch den verschneiten Wald ging und beleuchtet war. Das war schon ziemlich schön. Nordlichter haben wir da allerdings noch nicht gesehen, obwohl wir wirklich aufmerksam nach oben geguckt haben. Als wir fast schon wieder beim Hotel waren haben wir entdeckt, dass der Weg die ganze Zeit um einen See herum geführt hatte, und haben einen Steg gesehen, der mitten auf den See führte. Da konnten wir natürlich nicht widerstehen und standen dann also eine ganze Weile auf dem zugefrorenen See rum und haben den Himmel und die verschneiten Tannen um den See bewundert. Da auch noch Vollmond war sah das ziemlich schön aus. Und auf einmal habe ich dann die Nordlichter gesehen! Wirklich! Wir waren uns erst nicht sicher, weil sie so schwach waren (inzwischen wissen wir, dass das am Vollmond lag), aber hinterher haben uns noch ein paar andere (unter anderem auch Juuli, die Koordinatorin) erzählt, dass sie die Nordlichter zur gleichen Zeit wie wir gesehen haben. Wir standen bestimmt so 10 Minuten auf dem See und haben in den Himmel geguckt. Richtig schön! Aber andererseits auch nicht so spektakulär wie erwartet.
Am nächsten Tag ging es dann zur Amethysten Mine. Erst sind wir kurz mit dem Bus gefahren und mussten dann noch relativ lange durch den Wald und auf einen Berg laufen. Oben angekommen gab es in einer Holzhütte erstmal einen Glögi und uns wurden verschiedene Steine gezeigt und erklärt, wie wertvoll welcher Stein ist (ich habe Feuersteine ausprobiert! Und meine Nachbarin hat damit fast ihren Schal abgefackelt!). Dann sind wir in die "Mine" gegangen, die irgendwie gar keine richtige Mine war, sondern einfach nur ein Raum. Jeder hat so eine Art Spitzhacke bekommen und konnte in der Erde wühlen und nach Amethysten suchen und kleine durfte man sogar mitnehmen (die Regel war: wenn man die Steien indie Hand nimmt und diese dann zur Faust macht darf man nichts mehr von den Steinen sehen).
Das Interessanteste war eigentlich die Umgebung, und davon haben wir natürlich Fotos ohne Ende gemacht!



viel höher kam die Sonne gar nicht
Nach dem (natürlich wieder voll leckeren) Abendessen sind wir mit dem Bus zu einer anderen (im Hotel gab es natürlich auch eine) Sauna gefahren, wo man auch Eisschwimmen konnte. Die Sauna selbst (bzw. Saunen, es gab eine für die Mädels und eine für die Jungs) war ziemlich groß, wir konnten mit allen Mädchen im Kreis um den Saunaofen sitzen. Und zwischendurch ins Eiswasser springen. Das Wasser an sich war gar nicht mal sooo schlimm, also es war schon echt richtig kalt, aber viel schlimmer war der Weg von der Sauna dahin! Der war nämlich relativ weit und der Schnee tut echt an den Füßen weh! Beim ersten Mal war noch alles gut, aber beim 2. Mal mussten wir warten, weil immer nur 1 Person auf die Treppe ins Wasser konnte, und wenn man schon bei -16 Grad 'ne Minute draußen gestanden hat und dann noch ins Wasser geht ist das wirklich sehr kalt, und als ich wieder rausgekommen bin dachte ich ich erfriere!!! Mein Handtuch war auch innerhalb von1 Sekunde gefroren. Hier ist noch ein Beweisfoto, auf dem wir seltsamerweise voll so aussehen als hätten wir Spaß!
Nach der Sauna gab es dann noch Marshmallows am Lagerfeuer und auf der Rückfahrt ins Hotel haben wir ein paar Rentiere am Straßenrand gesehen.
Am Donnerstag waren wir zuerst auf einer Rentierfarm. Man konnte dort Rentiere füttern und im Rentierschlitten fahren. Haben wir natürlich alles gemacht!
Da in den Schlitten nicht für alle Platz war, wurde wir in Gruppen aufgeteilt, und während die zweite Gruppe (ich war in der ersten) die Schlittenfahrt gemacht hat, waren wir in einer Hütte, haben auf Rentierfellen gesessen, sind am Kamin langsam wieder aufgetaut und haben uns mit dem Besitzer der Farm unterhalten - ein echter Same! Und das war wirklich interessant! Er hat uns z.B. erzählt, dass die Rentiere erst 2 Wochen vorher auf die Farm gekommen waren - vorher waren sie den ganzen Sommer über im Wald. Wir wissen jetzt auch was "normale" und "erzogene" Rentiere (also die, die Schlitten ziehen können) wert sind, dass die Tiere wenn sie alt einfach irgendwann nicht mehr wiederkommen und dass ein Same nie verrät wie viele Tiere er hat, weil das sozusagen sein Kapital ist und es Unglück bringen würde das zu verraten. Ich frage mich, ob die das wirklich selber ganz genau wissen? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Außerdem hatte der Großvater von dem Typen z.B. noch kein Auto, der ist im Winter nur mit dem Rentierschlitten unterwegs gewesen. Und uns wurde auch der Vorteil von Rentieren gegenüber Pferden oder Huskeys erklärt: mit Rentieren zu reisen ist viel effektiver: Sie finden ihr Futter selbst (bei Huskeys muss man tierisch viel Fleisch mitnehmen) und haben einen sichereren Tritt als Pferde. Und so Rentiere sind schon ganz schön süß!!!
Weil die anderen danach immer noch nicht fertig waren, sind wir dann noch auf die Huskey-Farm direkt nebenan gegangen und haben uns Welpen angeguckt.
Als wir danach wieder im Hotel ankamen war es sogar noch hell und wir haben uns Schlitten geschnappt, die vor dem Hotel für die Gäste lagen, und sind auf den Berg hinter dem Hotel auf die Skipiste gegangen. Die war zwar schon präpariert, aber die Lifte liefen noch nicht, und deshalb konnten wir da ganz ungestört runterbrettern - und das ging richtig ab!
Nordlichter haben wir übrigens nicht nochmal gesehen. Und das war leider auch schon der letzte Tag; am Freitag ging es dann nur noch mit einem Zwischenstop beim Weihnachtsmann in Rovaniemi zurück nach Vaasa. Vom Weihnachtsdorf hatte ich ja schon erzählt - das Einzige was sich verändert hat: Die Preise!!! Die Weihnachtspreise sind mehr als doppelt so hoch wie die Preise im Oktober.
Hier ist ein Gruppenfoto von allen im Weihnachtsdorf:


Zurück in Vaasa war auch hier der Winter eingebrochen! Es schneit eigentlich fast jeden Tag und wir hatten ein paar Tage lang so um die -20°C. Mit den richtigen Klamotten kein Problem, und wir konnten sogar auf dem zugefrorenen Meer rumlaufen!!!

Gestern habe ich gehört, dass durchs Schneeschieben in Helsinki teilweise 50 Meter hohe (!!!) Schneehaufen entstehen, die das ganze Jahr über nicht komplett wegtauen.
In Vaasa gibt es mehrere Eisflächen, auf denen Eishockey gespielt wird.
Der Finne schippt übrigens nie von Hand Schnee (da wäre er auch ziemlich lange beschäftigt!). Entweder es passiert nichts und der Schnee fährt sich einfach fest, oder es wird gleich mit Baggern, Treckern oder Pick-Ups der Schnee geschoben, an denen dann einfach je vorne und hinten eine Schaufel befestigt wird.
Am 6.12. war Independence Day, DER Feiertag in Finnland (was man daran merkt, dass ausnahmsweise sogar die Geschäfte zu haben). Die Leute gucken an diesem Tag hauptsächlich den Empfang im Präsidentenpalais an, wo eigentlich 3 Stunden lang gezeigt wird, wie der Präsident irgendwelchen (teilweise unbekannten!) Leuten die Hand schüttelt. Und natürlich wird dabei Glögi (der finnische alkoholfreie Glühwein, oder bei uns auch Kinderpunsch) getrunken und über die Outfits der Damen gelästert. Auf Youtube kann man das auch hier nochmal nachsehen. In Vaasa wurde an fast jedem Haus die finnische Flagge gehisst (sogar in Linna!!! Wenn die Waschmaschine kaputt ist kümmert sich 2 Wochen lang niemand drum aber dafür schicken sie extra um 7h morgens jemanden!), es gab einen Fackellauf zum Marktplatz und dort wurden dann Reden auf Finnisch und Schwedisch gehalten. Der Applaus hat sich danach immer ziemlich lustig angehört, weil alle dicke Handschuhe anhatten.
Am 8.12. waren wir in Turku, was in meinem Reiseführer als die Weihnachtsstadt schlechthin  angekündigt war. Das stimmte leider nicht so ganz, der Weihnachtsmarkt bestand aus 10 Ständen und war damit noch kleiner als der Hildesheimer Weihnachtsmarkt. Da wir aber den ganzen Tag dort verbringen mussten (Zug konnte man leider nicht mehr umbuchen) waren wir erst 3 Stunden bei Heesburger und sind dann zur Burg gegangen, wo man eigentlich Weihnachtstische hätte sehen können (was auch immer das sein soll), wo uns aber der Eintritt zu teuer war.
Die Finnen sind echte Meister im weihnachtlichen Dekorieren! Und vor allem scheinen sie auf diese Lichterpyramiden zu stehen, wie man an diesem Bürogebäude sieht.
das Highlight des Weihnachtsmarkts

Letzte Woche habe ich meine ersten und letzten beiden Klausuren hier in Finnland geschrieben. Semiotics und Introduction to Literatures in English. Semiotik war so ziemlich wie erwartet und bei Literatur waren die Fragen so offen gestellt, dass ich glaube, ich habe wohl das Richtige hingeschrieben, aber ich lasse mich einfach mal überraschen. Bis jetzt waren die 5 Punkte (in Deutschland = 1) immer recht einfach zu holen :P! Der Ablauf der Klausuren ist ab sich aber schon ganz interessant. Man schreibt im Hörsaal mit mehreren anderen Kursen zusammen. Am Anfang stehen alle in einer Reihe und die verschiedenen Klausuren/ Kurse werden aufgerufen. Wenn man seinen eigenen Kurs hört darf man nach vorne gehen, sich die Klausur abholen und sich dann hinsetzen - aber natürlich noch nicht anfangen. Wenn man zufällig zwei Klausuren an einem Tag hat, bekommt man einfach beide in die Hand gedrückt und darf dann beide gleichzeitig schreiben, man hat nämlich grundsätzlich 3 Stunden Zeit für Klausuren. Und wenn man gar nichts weiß kann man einfach "I give up the exam" hinschreiben, nach einer Dreiviertelstunde gehen und bekommt keinen Fehlversuch angerechnet! Tja, so war das, und inzwischen sind auch die gefühlten 100 assignments und essays abgegeben, die Pakete die wir nach hause verschickt haben sind schon angekommen, einer meiner beiden Koffer ist schon gepackt und die Fahrräder sind verkauft. Wir haben also noch richtig schön Zeit, Pikkujoulu (ich hatte es schonmal erwähnt: finnische Pre-Christmas-Parties mit dem Zweck, so richtig viel zu trinken), Sauna und Schnee zu genießen und übermorgen geht es dann schon nach hause!!! Kaum zu glauben, wie schnell auf einmal doch alles ging! Und wer weiß, wann ich das nächste Mal wieder in Vaasa bin. Aber ich freue mich auch richtig doll auf zuhause und komme mit vielen tollen Eindrücken, Fotos, Freundschaften und finnischen, spanischen, tschechischen, französischen und chinesischen Rezepten von unseren privaten International Dinner's zurück!
Also, in diesem Sinne: Danke für's Lesen und bis bald! Oder auf Finnisch: Hyvää joulua ja onnellista uutta vuotta!
PS: Das ist übrigens das einzige finnische Lied, was wir hier gelernt haben, und den Ohrwurm werde ich wahrscheinlich nie wieder loswerden! Der Text  besteht einfach nur aus den bekanntesten finnischen Biersorten, aneinandergereiht auf die Melodie von "Bruder Jakob". Ich MUSSTE das einfach letztens bei Minimani nachstellen!

PPS: Das hier scheint auch typisch Finnisch zu sein, man versteht nur leider kein Wort!


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